Mit Schwingungen die Heilung von Schmerzen begleiten

«Ich glaube, ich hebe gleich ab - trotz der schweren Schale auf meinem Rücken. Wenn sie angeschlagen wird, breitet sich von dort ein tiefer, warmer Ton aus und flutet wellenartig durch meinen Körper. Die Muskeln werden weich und warm, das Gedankenkarussell im Kopf hält an. Ich komme zur Ruhe, bin ganz bei mir.»

Euphorische Erlebnisberichte wie von dieser Teilnehmerin sind nicht selten. Doch zu den Methoden der Massage mit tibetischen Klangschalen gibt es auch skeptische Stimmen: «Diese asiatischen Messingschalen werden gern von Möchtegern-Therapeuten ohne Heilerlaubnis erworben», sagt Lutz Hertel, Sprecher des Deutschen Wellness Verbands. «Entspannung ist durch ihren Klang zwar zu erzielen. Ihre Verwendung zu rituellen oder gar heilenden Zwecken aber ist für mich reiner Mythos. In ihren Herkunftsländern werden die Schalen als einfaches Küchengeschirr verwendet.»

Letzteres bestreitet Klangmassage-Therapeut Frank Plate aus dem schwäbischen Leinfelden-Echterdingen auch gar nicht. Dennoch steht für ihn fest: «Die Klangschalenmassage löst sanft Spannungen und Blockaden im Körper. Gesunde Menschen werden gestärkt und finden neue Kraft und Kreativität. Bei Krankheiten oder Unwohlsein kann die Klangschalenmassage die Selbstheilungskräfte unterstützen und Kraft für Erneuerung geben.» Die entspannende und schmerzlindernde Wirkung von Klangschalenmassage helfe bei Kopfschmerzen, Nacken- und Schulterverspannungen, aber auch bei Unterleibsverkrampfungen und in allen Phasen der Geburtsarbeit, erläutert Plate.

«Klangmassage versteht sich in erster Linie als Entspannungsmethode, kann aber in der Hand einer entsprechenden Fachkraft auch gezielt in Beratung, Therapie oder Medizin zum Einsatz kommen», ergänzt Christina Koller vom Europäischen Fachverband Klang-Massage-Therapie e.V. (fachverband-klang.de), in dem mehrere hundert Klangmasseure und -therapeuten zusammengeschlossen sind. Beispielsweise setzten einige HNO-Ärzte die Klangmassage erfolgreich bei Tinnitus-Betroffenen ein, sagt Koller.

Bei einer Klangmassage werden mehrere Klangschalen auf den bekleideten Körper des liegenden Menschen gelegt und angeschlagen. Dabei berühren feine Vibrationen und Töne Körper, Geist und Seele, fließen durch den Körper und erreichen angeblich alle Zellen. Nach Europa kamen die Klangschalen mit tibetischen Mönchen, die nach der Besetzung Tibets durch China im Jahr 1959 in den Westen flohen.

Anfang der 90er Jahre wurde die Technik noch einmal verfeinert, nachdem der Schweizer Mathematiker und Musikwissenschaftler Hans Cousto hörbare Planetenfrequenzen entdeckte, die sich aus den Umlaufbahnen der Planeten unseres Sonnensystems berechnen lassen. Seither wurden Klangschalen ausgemessen und entwickelt, die genau mit diesen Planetenfrequenzen schwingen. Frank Plate erläutert: «Der Sonnenton gibt Energie und Kraft über den Solarplexus, der Ton des Merkur löst Verspannungen besonders im Schulterbereich, der Tageston und der Ton des Neptun stärken den Fußbereich bis hoch zum Steißbein und der Saturn-Ton stabilisiert Knochen und Gelenke.»

Doch Frank Plate kennt auch die Grenzen der Klangmassage: «Sie kann kein Ersatz für eine Behandlung bei einem Arzt, Heilpraktiker oder Therapeuten sein. Auch wenn eine Klangmassage häufig erfolgreich ist, wo andere nichts bewirken können: Ein verantwortungsvoller Klangmasseur behandelt den Klienten nicht, sondern begleitet ihn.» Indessen bleibt Lutz Hertel vom Deutschen Wellness Verband bei seiner nüchternen Sichtweise: «Harmonische Klangschwingungen haben fast immer entspannende Wirkung. Anstelle einer Klangschalenmassage kann man also auch ein schönes Stück von Mozart hören.»

(ddp)